Im Bann von Gletschern und Geysiren

Island begeistert Natur-Fans durch seine heißen Fontänen und andere Wasser-Phänomene. Eine Rundreise.

Asger stoppt den Minibus am Straßenrand. Was ist das? Ein Wasserfall, dessen Strom sich im Fall plötzlich wieder steil nach oben wendet und sich in alle Winde verteilt. Funktioniert hier das Gesetz der Schwerkraft nicht mehr? Nein, die Naturgewalten kämpfen gegeneinander. Der Wind bläst so kräftig gegen die Bergkante, dass sich selbst der Wasserstrahl geschlagen geben muss.

Guide Asger gibt zu: Wasserfälle auf Abwegen sieht auch er in seiner nordischen Heimat nicht so oft. Dann tritt er aufs Gas und kurvt weiter entlang der wild-herben Westküste. Steile grüne Bergflanken säumen kilometerweit den Weg. Auf der anderen Seite rauscht der Atlantische Ozean.

Am Vortag hatten die Besucher, die in Island sind, um die Faszination Natur zu erleben, Feuer und Eis, Gletscher und Vulkane, noch eine Schiffstour dort draußen unternommen: Whale Watching in der Bucht von Reykjavik. Leider ließen sich die Meeresriesen nicht allzu oft blicken. Nur einmal tauchte einer dieser gigantischen braunen Rücken direkt vor dem Schiff aus dem Wasser auf.

Nun geht es zur Halbinsel Snaefellsness, dem Tipp schlechthin für Island-Kurzreisende. Insider nennen sie auch "Island im Kleinformat". Auf der knapp 300 Kilometer langen Rundfahrt lassen sich wohl alle Island typischen Sehenswürdigkeiten erkunden - dort gibt es einen berühmten Gletscher, rauschende Wasserfälle, Ringwallkrater, Basaltsäulen, mächtige Vogelfelsen, Moorgebiete, dazwischen aber auch bunte Fischerorte und alte Ruinen.

Apropos Gletscher: Rund elf Quadratkilometer Schnee und Eis bedecken den Vulkan Snaefellsjökull ganz im Westen der Halbinsel. Dieser schöne, gleichmäßige Berg dürfte vor allem Jules-Verne-Lesern ein Begriff sein. Im Roman "Reise zum Mittelpunkt der Erde" startet dort der Hamburger Geologie-Professer Lidenbrock seinen Versuch, ins Innere der Erdkugel zu gelangen.

Asger möchte seinen Gästen Arnastapi zeigen. Das kleine Fischerdorf liegt an einer zerklüfteten Steilküste, direkt an einem gut geschützten, winzigen Hafen. Klippen und Höhlen gestalten die Uferlinie. Überall nisten Tausende von Vögeln. Wenn man ihrer Brut zu nahe kommt, gehen sie auch mal in den Angriffsflug über. Ein mulmiges Gefühl stellt sich ein, wie in Alfred Hitchcocks berühmten Film "Die Vögel".

Das sollte aber niemanden daran hindern, einen ausgedehnten Spaziergang nach Hellnar zu unternehmen, zwei Stunden hin und zwei zurück durch Lavagestein. Die kleine Gruppe macht sich auf den Weg. Asger hat ihnen nämlich Kaffee und Kuchen an der Küste versprochen. Tatsächlich steht in Hellnar ein kleines buntes Häuschen, das Café Fjöruhusid.

Die Kaffeepause kostet zwar fast so viel wie zu Hause ein komplettes Abendessen, aber Island hat eben seinen Preis. Und es lohnt sich. Wo sitzt man schon sonst urgemütlich über der Brandung bei leckeren Waffeln mit hausgemachtem Kompott und einem Berg frischer Sahne obendrauf?

Tage und Touren sind lang in Europas geologisch jüngstem Land. Im Sommer sitzen die Einheimischen vor allem in Reykjavik abends lange draußen und genießen die Geselligkeit. Das ist ein kleiner Ausgleich für die kurzen Wintertage. Und die kalte Jahreszeit ist in Island dichter als man denkt: Als Asger am folgenden Morgen seine Reisenden abholt, reiben diese sich verwundert die Augen: Die Bergspitzen ringsherum glänzen weiß. Das Thermometer ist von 23 auf nur noch sechs Grad gefallen.

Nun steht der "Goldene Zirkel" auf dem Programm, die bekannteste und beliebteste touristische Runde auf der Insel, für Island-Neulinge ein Muss. Nach 50 Kilometern der erste Stopp in Pingvellir, einem grünen Hochplateau unweit des größten Sees der Insel. Einmal im Jahr traf man sich dort einst zur Rechtsprechung und zum Verabschieden von Gesetzen. Die Versammlungen fanden wegen der Akustik in der Almannagja-Schlucht statt.

Über schmale, teils nur geschotterte Landsträßchen geht es weiter zum berühmtesten Wasserfall Islands, dem Gullfoss. Ein grandioses Schauspiel bietet sich dem Besucher: Über zwei Kaskaden stürzen die Wassermassen in eine 70 Meter tiefe Schlucht. Zum Glück hatte Asger seine Mitfahrer vor der Gischt gewarnt. Im Regenmantel trotzen sie dem Sprühregen, den der Nordwind Richtung Zuschauer weht. Manch anderen erwischt eine regelrechte Gulfoss-Dusche.

Nach dem kalten Wasser folgt der heiße Dampf. Die letzte Station des "Goldenen Zirkels" heißt "Großer Geysir", der Namensgeber aller geothermischen Dampffontänen. Geysir heißt auf altisländisch so viel wie "heftig hervorbrechen". Aber das tut er nicht mehr. Die Nachbarfontäne, der Strokkur, schießt jedoch regelmäßig alle zehn Minuten bis zu 30 Meter in die Luft - mit Getöse und Gestank. Wer ihm zu nahe kommt, riskiert Verbrühungen. Nicht umsonst heißen die Geysirquellen auch Hexentöpfe.

Aber ohne Bad im Thermalwasser fehlt etwas auf einer Island-Reise. Die einfachste und bequemste Form bietet die Blaue Lagune, das berühmte Thermalbad zwischen Reykjavik und Keflavik. Asger möchte, dass seine Gäste von ihrer kurzen, spannenden Reise schön entspannt nach Hause fliegen. Nichts leichter als das. Die "Blaa Lonid" liegt quasi auf dem Weg zum Flughafen.

Quelle: SRT / Autor: Armin Herb


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15.08.2008

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